Ein Holzspalter wird zur Schmiedepresse

Verfasst von Glenn Hoffmann

Seit ich denken kann, bin ich leidenschaftlicher Handwerker. Ich liebe das Tüfteln und Experimentieren. Nichtsdestotrotz bin ich Ingenieur geworden und studier auch gern, bevor ich probier.

16 August 2020

Grundgedanke

Um einfacher und schneller Damaststahl herzustellen, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, einen Holzspalter zu einer Schmiedepresse umzubauen. Ich habe mich also im Internet umgeschaut und in der Nähe einen liegenden Holzspalter ergattern können. Er hat mich nur 40€ gekostet. Zu den Kosten kommen noch frisches Hydrauliköl für 20€ und Hochtemperatursilikon zum Abdichten für 10€ hinzu. Ein paar Schrauben und etwas Flacheisen flogen bei mir noch rum.

Der Holzspalter lief, das war schon mal beruhigend. Jedoch hat der Spalter ein Sicherheitsmechanismus, der ihn nur zurückfahren lässt, wenn der Motor abgestellt ist. Dies ist kontraproduktiv, weil jeder Start des Motors zur Belastungsprobe wird, da elektrische Motoren einen riesen Anlaufstrom besitzen. Aus diesem Grund wollte ich den Motor dauerhaft laufen lassen. Sprich in dem Zeitfenster, in dem der Stahl die richtige Temperatur besitzt. Zudem erhoffte ich mir auch ein schnelleres Arbeiten und vor allem das Werkstück mit einer Hand halten zu können.

Der Schalter war schnell durch eine 16A-Sicherung ausgetauscht. Die Trennarbeiten am Stahl und das Schweißen waren auch keine Herausforderung, denn das, was mir wirklich Kopfzerbrechen machte, war das Ventil in der Hydraulik. Dieses Ventil ist integriert im Alublock des Hydrauliksystems, an dem der Motor und der Zylinder sitzt. Ich habe also im Netz nach einem Hydraulikplan für Hydraulikzylinder gesucht, die nur einfachwirkend sind. Nichts gefunden, als ob es sich um Betriebsgeheimnisse handelt.

Ventilumbau

In der ersten Abbildung habe ich versucht den Gang des Öls darzustellen. Der orangene Balken symbolisiert das bewegliche Stahlröhrchen, welches ich in der nächsten Abbildung mit einem Pfeil markiert habe. Dieses Bauteil sorgt dafür, dass das Hydrauliköl erst mit Abschalten des Motors wieder aus dem Zylinder fließen kann.

Da sich der Zylinder auch mit laufendem Motor entleeren lassen sollte, war mir klar, dass ich dieses Teil am Ventilstab fixieren muss.

Ich habe also kurzerhand eine Edelstahlschraube geschliffen und mit einer 5mm Bohrung versehen. Dieses kleine Röhrchen habe ich dann noch einmal zerteilt und damit das verschiebliche Teil fixiert.

Da diese Modifizierung vom Hersteller nicht eingeplant wird, war die eine Bohrung des Öleingangs des Zylinders nun nicht an der richtigen Stelle, bzw. der Weg des Ventilstabs war nicht lang genug, sodass ich mit dieser Bohrung den geringen Weg ausgleichen musste.

Diese Abbildung zeigt nun, dass sich der Ölausgang bei offenem Ventil verschließt und der Öleingang jetzt fast zwei Bohrungen zum Einlaufen hat, währenddessen bei einem geschlossenen Ventil das Öl durch eine Bohrung austreten kann und der Motor das Hydrauliköl zurück in den Tank drückt.

Weitere Änderungen

Damit ist der Umbau des Ventils abgeschlossen. Ich habe alle Dichtungen entfernt und die Stellen gereinigt, mit Hochtemperatursilikon abgedichtet und alles wieder zusammengeschraubt. Nach ersten Tests der Presse, musste ich leider feststellen, dass die kleinen Federn am Ventil nicht mehr stark genug sind, um gegen den Öldruck das Ventil zu schließen. Daher habe ich den Hebel durch ein Stück Flacheisen ausgetauscht und das Ventil am Ende mit einer 5mm-Schraube am Hebel gesichert, sodass ich mit ziehen am Hebel auch das Ventil schließe und das Öl aus dem Zylinder austreten kann.

Zum ersten Testen der Presse reichen Gesenke aus Baustahl vollkommen aus. Daher habe ich erstmal provisorische Gesenke zusammen geschweißt. Die ersten Teststücke haben sie auf jeden Fall gut überstanden.

Auf der Letzten Abbildung ist die Schweißnaht zu sehen, die das stehende Gesenk bzw. den Teil dahinter an der Presse hält. Die Schweißnaht ist dreilagig und sollte, da sie nur das Aufhebeln verhindern soll, hoffentlich stark genug sein. Die eigentliche Scherkraft wird von vier 10mm-Edelstahlschrauben aufgenommen und in den unteren Teil abgeleitet. Zudem sieht man Kabelbinder, die als Sicherung für die Rohre dienen, da ich die sichernden Schutzkappen der Federn entfernt habe.

Fazit

Die Schmiedepresse mit ihren sieben Tonnen Druckkraft hat mehr als genug Power für meine kleinen Damast Pakete und durch die kleine Modifikation des Ventils des Holzspalters, lässt sich die Presse bequem mit einer Hand steuern. Zudem empfinde ich die liegende Ausrichtung der Presse als Vorteil, denn so habe ich einen optimalen Blick auf das Schmiedestück. Der Nachteil ist, dass der Motor nach einigen Wärmezyklen warm wird und sich abschaltet, wenn er nicht durch ein weiteres Gebläse gekühlt wird.

Diese Schmiedepresse kann ich empfehlen, wenn man für wenig Geld einen Einstieg haben möchte. Allerdings ist der Holzspalter als solches nicht für so „harte“ Materialien gemacht und wird bestimmt nicht lange der Belastung standhalten. Wer also eine verlässliche Schmiedepresse haben möchte, sollte sich aus Doppel-T-Trägern und einem entsprechenden Hydrauliksystem eine bauen.

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5 Kommentare

  1. Thomas Launhardt

    Hi,
    welchen Holzspalter hast du verwendet?
    Ich hab nur einen gefunden wo der Zylinder indirekt arbeitet und die Ramme nicht direkt am Zylinder anliegt. ;(
    Würde mich über mehr Informationen zum Ausgangsgerät freuen, echt ein klasse Teil.

    Danke
    Thomas

    Antworten
    • Glenn Hoffmann

      Hi Thomas,
      ich hab meinen gebraucht auf Kleinanzeigen gefunden. Leider kann ich dir keine Marke oder sonstiges nennen. Nach einer kurzen Recherche bin ich auch überrascht das keiner im Handel so aussieht wie meiner.
      Doof.
      Beste Grüße
      Glenn

      Antworten
  2. Thomas Launhardt

    Hi,
    ich habe gerade dein Video zum Härteofen und der PID-Steuerung gesehen und bin echt begeistert.
    Bist du schon weitergekommen?

    Hast du den Controller schon programmiert und kann man bei dir den Code bekommen?

    Würde deine Steuerung gerne für meinen Ofen übernehmen, meine Steuerung ist leider etwas träge.

    Vielen Dank und ein echt cooler Kanal
    Thomas

    Antworten
    • Glenn Hoffmann

      Hi Thomas,
      sobald ich meinen Ofen fertig habe und die Programmierung abgeschlossen ist, werde ich dazu einen Blogbeitrag veröffentlichen, indem alle nötigen Informationen zum Nachbauen drin stecken werden.
      Beste Grüße
      Glenn

      Antworten
  3. bernd Reiter

    Anfrage
    Hallo Thomas
    Aufgrund einer schwehren Herzerkrankung, soll ich meinen Beruf den ich sehr liebe , aufgeben.
    Ich bin gelernter Schmied.
    Damit möchte ich mich aber nicht abfinden und wenigstens ab und zu noch etwas machen.
    Leider fehlen mir eine Presse und ein Flächengrinder, für die Messerherstellung
    Ich habe keine Möglichkeit, die felenden Maschinen selbst zu fertigen.
    Das wichtigste wehre die Presse.
    diese würde mir, die anstrengende und kraftraubende Arbeit, mit dem Handhammer , zum großen Teil abnähmen und erleichtern.
    Daher meine Frage
    Darf ich dich ,bitten , mir diese beiden Geräte zu fertigen und was würde das kosten.
    Ich würde mich sehr freuen wen du mir helfen würdest.

    Antworten

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